Graz im Gespräch: Identitäre Bewegung unter der Lupe – Von Fanatismus zu digitaler Taktik

Graz, 18. März 2024 – Die Veranstaltung „Identitäre: Neue Rechte oder alter Fanatismus?“, organisiert vom Austrian Center for Intelligence, Propaganda & Security Studies (ACIPSS) in Partnerschaft mit SICHER LEBEN und der Universität Graz, bot gestern tiefe Einblicke in die Evolution und die Methodik der Identitären Bewegung. Unter der Leitung von Paul Schliefsteiner, Direktor des ACIPSS, und Jeremy Stöhs, Geschäftsführer von SICHER LEBEN, wurden die Teilnehmer in tiefgründige Analysen und angeregte Diskussionen eingebunden.

Erkenntnisse über die Identitäre Bewegung

Andreas Peham, ein anerkannter Experte auf den Gebieten Rechtsextremismus und Antisemitismus beim Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), lieferte eine umfassende Darstellung der Identitären Bewegung. Er beleuchtete deren Entstehungsgeschichte und wies auf eine Verlagerung der Aktivitäten weg von öffentlichen Störaktionen und hin zu verstärkten Bemühungen in sozialen Medien hin. Peham erklärte, dass frühere direkte Aktionen durch digitale Kampagnen ersetzt wurden, die auf eine breitere Öffentlichkeit abzielen.

Von aggressiver Rhetorik zur ideologischen Subtilität

Besondere Aufmerksamkeit schenkte Peham der Evolution der kommunikativen Ansätze der Bewegung. Er zeigte auf, wie ausdrücklich aggressive Parolen wie „Ausländer raus“ durch nuanciertere Konzepte wie „Remigration“ ersetzt wurden, was eine euphemistische Umschreibung für die Rückführung von Menschen in ihre Herkunftsländer darstellt. Diese Veränderung spiegelt eine strategische Anpassung in der Vermittlung identitären Ideologie wider, die darauf abzielt, ihre Botschaften gesellschaftlich akzeptabler zu gestalten.

Die Betonung der Gemeinschaft gegenüber dem Einzelnen

Die ideologische Kernbotschaft der Identitären, die Peham herausstellte, betont die Priorisierung der Gemeinschaft über das Individuum, gefolgt von der Aufforderung, sich ganz dem eigenen Volk und Land hinzugeben. Diese Sichtweise begreift das Land als eine homogene Einheit und sieht Vielfalt und Pluralität als Bedrohungen. Diese Haltung fördert ein geschlossenes Gesellschaftsbild, das in scharfem Kontrast zu demokratischen und pluralistischen Werten steht.

Diskussionen mit dem Publikum

Die anschließende Diskussionsrunde bestätigte das hohe Interesse und Engagement des Publikums und unterstrich die Bedeutung eines fortgesetzten kritischen Dialogs.

Über ACIPSS Das Austrian Center for Intelligence Propaganda & Security Studies (ACIPSS) ist eine in Graz ansässige, führende Forschungseinrichtung, die sich der Untersuchung von Sicherheitsthemen, dem Verständnis von Propaganda und der Analyse von Nachrichtendiensten widmet. ACIPSS erforscht ein breites Spektrum an Themen, von hybriden Bedrohungen bis hin zu radikalen Ideologien, und trägt damit entscheidend zum Verständnis ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen bei.