ACIPSS Tagungen: Schattenwelt im Vitrinenlicht und die 29. ACIPSS-Arbeitstagung

Am 5. Dezember 2019 lud das ACIPSS gleich zu zwei Veranstaltungen ein. Am Vormittag präsentierten Dr. Christopher Nehring und Mag. Bernhard Vogel die musealische Aufbereitung von Spionage und Geheimdiensten, während am Nachmittag die 29. ACIPSS Arbeitstagung zum Thema HUMINT und gezielte Tötungen stattfand.

Unter dem Titel, „Schattenwelt im Vitrinenlicht. Spionage und Geheimdienste im Museum.“ stellte Mag. Vogel am Vormittag die Ausstellung „Spionage! 39 Fälle“ im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich vor, wo anhand diverser exklusiver Exponate Interessierten die Welt der Geheimdienste nähergebracht wird. Im Anschluss präsentierte Dr. Nehring die Erfolgsgeschichte des Deutschen Spionagemuseums in Berlin, das seit 2015 eine Dauerausstellung bietet. In diesem Zusammenhang bot auch die anschließende Diskussion spannende Eindrücke über Mythen, die Frage von Authentizität und der Tatsache, dass keine Ausstellung ohne James Bond auskommt.

Der Nachmittag stand im Zeichen der 29. Arbeitstagung von ACIPSS. Gemeinsam mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK) wurde in zwei Panels über Human Intelligence (HUMINT) und gezielte Tötungen referiert.

Nach einer Begrüßung von ACIPSS Direktor MMag. Paul Schliefsteiner und der Leiterin des BIK, Prof Barbara Stelz-Marx, führte Mag. Knoll als erster Vortragender die Umstände zur sogenannten „Badener Gruppe“ aus, und welches Schicksal diese für Spionagezwecke verwendeten Personen in der unmittelbaren Nachkriegszeit ereilte. Dabei wurde deutlich gezeigt, wie ganze Familienstränge durch Verhaftungen und Exekutionen der Sowjets beendet wurden. Mag. Bacher ging im Anschluss auf die Einschätzungen britischer Nachrichtendienste ein, und welche Bedeutung Österreich im Kontext von HUMINT zugeordnet wurde. Hierbei zeigte er deutlich auf, welche Wichtigkeit Österreich als Transitland zwischen „Ost“ und „West“ eingeräumt wurde.

Das zweite Panel widmete sich dem Thema „Gezielte Tötungen“ und hätte aufgrund der zeitgleichen Berichterstattung in den Medien nicht aktueller sein können. Dr. Adrian Hänni verglich die gezielte Tötung von ehemaligen Agenten der Sowjetunion, mit der des heutigen Russlands. Anhand der Beispiele von Alexander Litwinenko und Sergei Skripal demonstrierte er wie russische Dienste zu einer Art gewalttätigen und „theatralischen“ Kommunikation und Demonstration ihrer Reichweite übergegangen sind. Prof. Sensburg disponierte aufgrund der aktuellen Ereignisse um und spannte einen weiteren sicherheitspolitischen Bogen, der nicht nur die Aktivitäten von Geheimdiensten betraf. Anhand der Thematik „Gezielte Tötungen“ unterstrich er aber auch, wie wenig reale politische Folgen aus solchen Aktivitäten resultieren. Zuletzt referierte Dr. Jaklin über die russische Private Military Company „Gruppe Wagner“ deren Einsatzgebiete und damit zusammenhängenden Morden an Journalisten. Selbige seien ähnlich demonstrativ, wie die von Dr. Hänni angesprochenen Tötungen gewesen und als Warnsignal an russische Journalisten zu sehen, aber auch als Bauernopfer politischer Machtkämpfe.

Die Moderation der Panels übernahmen Dr. Jeremy Stöhs und Mag. Bacher, die ihrerseits die Diskussion im Anschluss noch in spannende Richtungen lenkten und dem Publikum die Möglichkeit boten auf konkrete Fragestellungen einzugehen.